Moderator:
Höchste Konzentration, schnelle Entscheidungen und der unermüdliche Wille zum Erfolg. „Die Unterschiede zwischen Sportlern und Führungspersönlichkeiten im Beruf sind geringer, als man denkt“, meint Ex-Skirennläufer und Moderator Armin Assinger. Er erklärt, was man als Führungskraft vom Sport mitnimmt.

O-Ton Armin Assinger:
Der Sport ist für mich die beste Lebensschule überhaupt, weil ich nirgends sonst schon so früh lerne mit Sieg und Niederlage umzugehen wie im Sport. Weil wenn ich mit sieben oder acht Jahren mein erstes Skirennen fahre und mich der Nachbarjunge abhängt, dann will ich ihn das nächste Mal panieren. Und wenn er mich das nächste mal wieder abhängt, dann arbeite ich noch härter, dass ich ihn das nächste Mal schlagen kann. Und ich glaube im Endeffekt geht es darum im Leben. Es ist ein ständiger harter Kampf und du musst dich überwinden, du musst ehrgeizig sein und einfach alles geben, was du hast und das lernt man halt am besten im Sport.

Moderator:
Assinger profitiert noch jetzt von seiner Sportlerkarriere.

O-Ton Armin Assinger:
Meine sportliche Vergangenheit hat mir einfach insofern geholfen, als dass ich merke, dass ich mir beim Konzentrieren wesentlich leichter tue. Das bekomme ich auch immer wieder von unseren Redaktionsmitgliedern bestätigt. Außerdem kann ich es auch gut in Relation setzen was dort und da passieren kann beim Sport, mein Sport war lebensgefährlich, und der Sport, den ich jetzt ausübe, sozusagen, ist halt mit Kritik gespickt aber ich trage keinen körperlichen Schaden davon. Und wie wir wissen ist die Gesundheit unser höchstes Gut. Insofern ist der Job jetzt wunderbar.

Moderator:
Gute Konzentration und Ehrgeiz sind nur die halbe Miete. Auch rasche Entscheidungen sind gefragt. Mit einer gewissenhaften Vorbereitung fallen Beschlüsse leichter und sie können besser argumentiert werden. Ex-Weltklasse-Schiedsrichter Urs Maier rät Führungskräften gerade in schwierigen Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren. Auch hier gibt es Parallelen zwischen Sport und Business.

O-Ton Urs Maier:
Ja, ich denke dass es in einem solchen Moment wichtig ist, dass man ruhig bleibt. Dass man sich selbst sicher bleibt, das man weiß, dass man die Regeln gut kann, das man konditionell gut drauf ist, das man eh richtig liegt, das man eben auch ehrlich und fair entschieden hat in diesem Moment. Man kann dann ruhig bleiben. Aber wenn man natürlich angegriffen wird, man ist nicht mehr sicher, man war vielleicht nicht ganz ehrlich mit dem Entscheid dann kann man auch nicht ruhig bleiben und das merkt der gegenüber. Also das ist ganz, ganz wichtig, diese Ehrlichkeit, bei beiden Seiten.

Moderator:
Irren ist menschlich. Auch Führungskräften passieren manchmal Fehler. Als Schiedsrichter ist dies besonders schlimm. Maier verrät, wie er mit Fehlern umgeht.

O-Ton Urs Maier:
Es gibt kein Unternehmen das keine Fehler macht, es gibt keinen Chef, der keine Fehler macht. Also, da muss man diesen Leuten auch einmal Rückendeckung geben und sagen: Ihr dürft Fehler machen, ihr dürft sie nicht zweimal machen, aber ihr dürft Fehler machen und sie dann sofort wieder motiviert und sie sofort wieder einsetzt in dieser Kategorie wo sie eigentlich tätig sind und das ist sehr wichtig, dass sie dies auch spüren, diese Rückendeckung.

Moderator:
Wichtig ist, Fehlentscheidungen nicht durch Ausgleichshandlungen zu kompensieren.

O-Ton Urs Maier:
In meiner Anfangsphase als Schiedsrichter, in den unteren Ligen habe ich das ein-, zweimal gemacht, vielleicht auch dreimal oder viermal, das kann sein, bis ich dann einen ganz erfahrenen Spieler hatte, der hat mir gesagt, ein Spielertrainer war das, ein Deutscher, der hat gesagt: „Hey, du kannst das nicht kompensieren, das geht nicht wenn du das machst, machst du da einen zweiten Fehler und beide Mannschaften sind dann unzufrieden.“ Und da hab ich gemerkt, jawohl, eigentlich stimmt das, auch ein 1 zu 1 ist kein Resultat, das allen Zufriedenheit gibt. Hör auf mit dem, bleib dabei, du hast einen Fehler gemacht aber dann pfeif wieder normal weiter. Und das hab ich dann beherzigt und den Rest meiner Karriere habe ich das dann nicht mehr gemacht. Gott sei Dank nicht mehr. Das ist ein großer Fehler, wenn man kompensiert.

Moderator:
Der Profisport fördert Einzelgänger, die keine Rücksicht auf sich und andere nehmen – gerade bei Sportarten wie Schifahren, Schwimmen oder Tennis.

O-Ton Armin Assinger:
Wenn du einen Sportler hast, der aus einer Teamsportart kommt dann denke ich das dieser bessere Voraussetzungen hat, dass der sich leichter tun wird in einer Gruppe zu arbeiten als wie einer der aus einem Einzelsport kommt, der immer nur für sich selbst verantwortlich war. Der, hat sicherlich größere Schwierigkeiten, sich da einzuordnen oder unterzuordnen, mitzuarbeiten und so weiter. Aber eine gewisse Intelligenz vorausgesetzt, bin ich der festen Überzeugung das Sportler, auch Einzelsportler, das sehr gut können im Endeffekt.

Moderator:
Trotzdem glaubt Assinger, dass man hier keine negativen Rückschlüsse ziehen darf.

O-Ton Armin Assinger:
Also ich finde, dass der Leistungssport überhaupt kein negatives Beispiel für Rücksichtslosigkeit ist. Der Sport hat vielleicht den Nachteil, der Profisport, dass er sehr medial auch ausgetragen wird. Du erfährst ja alles über die Sportler, was da überall passiert. Aber ich weiß, nicht was bei diesem und jenem Manager, was bei diesem und jenem großen Betrieb vor sich geht. Und ich glaube, es ist dort wie da eine knallharte Partie. Also wer glaubt, dass es dort überall wie Eitel Wonne, Friede, Freude, Eierkuchen zugeht, wie der Deutsche so schön sagt, der ist am Holzweg. Nur bei den Sportlern bekommt man es viel mehr mit als in diesem Bereich, der Wirtschaft.

ACHTUNG: Die Transkripte werden direkt von den Audio-Interviews übernommen. Die Zitate können daher grammatikalische Fehler enthalten.